Aus Mangel an Kapazitäten

RHEUMATOLOGEN Auf Patienten-Tag werden neue Ansätze zur Früherkennung und Nachversorgung vorgestellt

Auf Patienten-Tag werden neue Ansätze zur Früherkennung und Nachversorgung vorgestellt
Foto: Beate Vogt-Gladigau / Allgemeine Zeitung

BAD KREUZNACH - „Rheuma frühzeitig erkennen, bedeutet, Lebensqualität erhalten.“ Dieser Leitgedanke zog sich wie ein roter Faden durch den zweiten Rheumapatienten-Tag, den der Landesverband der Deutschen Rheuma-Liga und das Acura-Rheumazentrum zum zweiten Mal ausrichteten. Aber auch ein „Update“ mit Blick auf Bewährtes und Neues der rheumatischen Orthopädie und frühzeitige medikamentöse Behandlung erhielten Interessierte durch Fachvorträge von Experten. Praktisch: Die jährliche Rheumatologen-Konferenz tagte parallel zum Aktionstag für Rheumapatienten, sodass die Experten schon vor Ort waren.

Ein Instrument zur Früherkennung rheumatischer Krankheitsformen ist das Projekt „Rheuma-VOR“ unter der Leitung der Universitätsmedizin Mainz mit zahlreichen Partnern – unter anderem das Kreuznacher Acura-Rheumazentrum mit Prof. Dr. Andreas Schwarting, zugleich Sprecher der rheinland-pfälzischen Rheumatologen, an der Spitze. Nach einer dreijährigen Pilotstudie, die vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert wurde, ging Rheuma-VOR vor einem Jahr an den Start. Ziel dieses Netzwerks in drei Bundesländern (Rheinland-Pfalz, Saarland und Niedersachsen) ist die Verbesserung der rheumatologischen Versorgungsqualität durch die Koordination der rheumatischen Versorgungsqualität. Angesichts des Mangels an Rheumatologen sind solche Instrumente dringend notwendig, um entzündlich-rheumatische Erkrankungen zu entdecken und zielgerichtet behandeln zu können. „Je früher die Therapie beginnt, können schlimme Krankheitsverläufe vermieden werden“, unterstrich Julia Sauer von der Unternehmenskommunikation des Acura-Rheumazentrums. Rheuma-VOR arbeitet auch eng mit Hausärzten zusammen, die bei Verdachtsmomenten Screening-Bögen ausfüllen, die an die Koordinationszentrale von Rheuma-VOR in den jeweiligen Bundesländern gefaxt werden. Bestätigt sich der Verdacht, werden Betroffene durch das weitverzweigte Netzwerk schnell und wohnortnah betreut.

Unter dem Motto „So weit die Füße tragen“ informierte Dr. Harald Dinges vom Westpfalzklinikum Kusel über operative Maßnahmen. Beim Thema „Innovative Wege“ bei der Versorgung von Rheumapatienten sprach Prof. Dr. Schwarting nicht nur über Rheuma-VOR, sondern über das neue Projekt „PROMISE – PROzessoptiMIerung“ durch interdisziplinäre und Sektoren übergreifende Versorgung bei Hüft- und Knieendoprothesen – ebenfalls gefördert vom G-BA. „Kick-Off“ war erst im Dezember 2017. Initiator war Prof. Dr. Philipp Drees von der Universitätsmedizin Mainz. PROMISE erfordert ein komplettes Umdenken in der operativen Gelenkersatztherapie. Der Patient steht direkt nach der OP auf und wird aktiv (Fast-Track-Prinzip oder „Schnellspur“-Chirurgie) und erhält eine spezielle Reha. Das Acura-Rheumazentrum ist eine der Adressen dafür. Um das Fast-Track-Prinzip umzusetzen, wurde ein Leitfaden entwickelt. Mit Hilfe einer mobilen App senden Patienten einen ausgefüllten Fragebogen über ihr Befinden an das Rheumazentrum, das entscheidet, ob der Betroffene sich bei einem Termin vorstellen muss oder nicht. „Wir schonen dadurch Ressourcen, und der Patient steuert seine Nachversorgung selbst“, so Schwarting. Auch dieses Projekt ist eine Reaktion auf die mangelnde Kapazität von Rheumatologen.

Unbedingt Eigeninitiative ergreifen und sein Leben selbst in die Hand nehmen, ist auch die Devise bei der Muskel-Faser-Schmerz-Erkrankung Fibromyalgie, so Christiane Solbach, die das Netzwerk Fibromyalgie Rheinland-Pfalz vorstellte. Der Austausch untereinander sei enorm wichtig, um die Krankheit zu verstehen und Verständnis dafür aufzubringen. Da Fibromyalgie eine Stresserkrankung sei, muss der Betroffene individuell erkennen, was ihm guttut, um Stress zu reduzieren.

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