Leben mit Morbus Bechterew

Leben mit Morbus Bechterew
© ZDF / Volle Kanne

Video in der ZDF-Mediathek: https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/leben-mit-morbus-bechterew-102.html

Ein zentrales Problem ist nämlich, dass Morbus Bechterew in vielen Fällen nicht erkannt oder erst sehr spät diagnostiziert wird. Die Latenzzeit zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und der Diagnosestellung liegt bei Männern im Schnitt bei fünf bis sieben Jahren, bei Frauen sogar bei zehn Jahren.

Typische Beschwerden

Morbus Bechterew ist eine Autoimmunerkrankung, deren genaue Ursache nicht bekannt ist und die ursächlich auch nicht heilbar ist. Typische Beschwerden sind teils sehr starke Rückenschmerzen in Folge einer zunehmenden Versteifung und Verknöcherung der Wirbelsäule, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule und der Brustwirbelsäule. Die Beschwerden gehen dabei meist zentral vom Bereich des Iliosakralgelenks aus. Durch die zunehmende Verknöcherung und Versteifung werden Bänder, Muskeln und Gelenke in den betroffenen Bereichen zunehmend in ihrer Funktion eingeschränkt und behindert. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind Erkrankte an ihrer typischen gebückten Haltung zu erkennen. Morbus Bechterew ist keinesfalls (wie viele glauben) nur eine Alterserkrankung. Vielmehr kann die Krankheit schon im fünfzehnten bis dreißigsten Lebensjahr beginnen.

Ein typisches Anzeichen sind tiefsitzende Rückenschmerzen, besonders nachts oder in den frühen Morgenstunden, die oft lange fehl gedeutet werden. Morbus Bechterew kann einen milden Krankheitsverlauf nehmen, aber auch einen sehr aggressiven, bei dem es schon in jungen Jahren zu irreversiblen und irreparablen Versteifungen und Verknöcherungen kommt. Hinweise auf Morbus Bechterew können andere Entzündungsprozesse im Körper sein, mit denen die Krankheit häufig korrespondiert. Sehr typisch sind zum Beispiel immer wieder auftretende Entzündungen an den Augen oder Beschwerden im Bereich der Achillessehne. Auch eine Schuppenflechte tritt häufiger in Kombination mit Morbus Bechterew auf.

Diagnostik

Der richtige Facharzt bei Morbus Bechterew ist ein Rheumatologe. Zudem gibt es in Deutschland einige auf rheumatisch-entzündliche Krankheiten spezialisierte Akutpraxen und Rehabilitationskliniken. Bei der Diagnostik sind eine MRT und das Röntgen wichtig, auch um mit diesem bildgebenden Verfahren das Ausmaß und Fortschreiten der Krankheit dokumentieren zu können. Darüber hinaus ist eine gründliche körperliche Untersuchung wichtig. Hierbei wird der Blick vor allem auf mit der Wirbelsäule zusammenhängende Funktionseinschränkungen und auf die genannten Begleiterscheinungen (Entzündungsreaktionen) gerichtet. Der Mennell-Test ist ein weiteres Verfahren, um Morbus Bechterew bei der körperlichen Untersuchung zu diagnostizieren. Ganz wichtig ist zudem eine Blutentnahme mit der Auswertung im Labor. Hierbei können zum einen Entzündungsreaktionen im Körper überprüft werden und darüber hinaus ein wichtiger genetisch bedingter Marker der Krankheit (HLA-B27) getestet werden.

Therapie

In einer mehrwöchigen Rehabilitation können verschiedene Therapien der ursächlich nicht heilbaren Krankheit gebündelt werden. Bei einem milden Krankheitsverlauf oder einer frühen Diagnose kann der Krankheitsverlauf in vielen Fällen positiv beeinflusst und verlangsamt werden. Betroffene bekommen in der Regel Schmerzmittel nach Bedarf und Medikamente, die lokal Entzündungsreaktionen eindämmen sollen. Viele Patienten haben gute Erfahrungen mit einem Biologicum gemacht. Der Wirkstoff Certolizumab kann dabei alle zwei Wochen selbst von Betroffenen gespritzt werden. Neben der medikamentösen Therapie ist Bewegung extrem wichtig. Mit regelmäßiger Krankengymnastik werden Muskelverspannungen gelöst und Bewegungseinschränkungen möglichst gering gehalten. Zudem helfen gezielte Übungen zur Stärkung der Wirbelsäule (zum Beispiel in einem Fitnessstudio) und Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen. Ganz wichtig ist bei Morbus Bechterew auch Ergotherapie mit der Vorbereitung auf einen schmerzreduzierten Alltag, auch im Berufsleben, bei der zum Beispiel Sitzhöhen, Tischhöhen oder Gelauflagen für Arme oder Hände getestet werden.

Eine mögliche Therapieergänzung, die offenbar bei einigen Betroffenen die Beschwerden lindert, ist der Aufenthalt in einem Radonstollen (Naturheilmittel bei schwach radioaktiver Strahlung).

Quelle: © ZDF / Volle Kanne

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